Hallo maggie,
der Eintrag ist zwar eine kleine Weile her, aber wenn der Chilie als schwierig bezeichnet wird, sitzt er da sicher immer noch fest.
Wir haben vor Jahren den Lord, einen Schäferhund-Mix aus dem Tierheim geholt, die hatten uns leider keine realistische Einschätzung gegeben. Und wir hatten gesagt, dass wir Anfänger sind. Angeblich war er 7 Jahre. Vom Tierarzt, den wir gleich beim ersten "Ausleihen" besuchten, wurden wir nur auf die schleeechten Zähne und die Fettwamme am Hals hingewiesen. Da konnten wir ahnen, dass es ihm mal schlecht gegangen war. Und die Fettwamme erklärte er, entstehe, wenn der Hund mal zu gut gefüttert worden wäre. Sein Alter sei aufgrund der Zähne nicht zu schätzen.
Bei uns zuhause "entlauste" (ca. 15-20 Zecken) ich ihn erst mal. Das ging gut. Aber danach hat er mir beim Desinfizieren ziemlich arg in den Arm gebissen und nicht mehr losgelassen, obwohl es schon stark blutete. Instinktiv unterwarf ich ihn wie eine Katze, danach kam er unter dem Tisch nicht wieder vor. Wir haben ihn trotzdem genommen. Aber wir waren fortan vorsichtiger.
Lord hat uns zu selbstbewusstem Durchsetzungsvermögen erzogen. Besonders ich bin eher ein Katzenmensch (mach mein Ding und akzeptiere, dass andere auch ihr Ding machen).
Wir haben aus ihm einen tollen Familienhund "gezaubert". Seine Aggression anderen Hunden gegenüber (egel ob männlein oder weib hatte er verbissen) war zum Ende hin einer Freude gewichen, andere Hunde kennen zu lernen, er freundete sich mit einer Teckeldame an, die liebevoll abgeschleckt wurde. Als Alrich zu uns kam, war das eine groooße Freude für ihn, wenn auch nur noch für ein halbes Jahr. Sein Verhalten gegenüber Menschen (am Anfang ging er besonders junge Männer im Blaumann an) entwickelte sich von offener Aggression (wir deuteten es als Verteidigung SEINER Menschen, so: keiner soll mich denen wieder wegnehmen) hin zu vertrautem "meine Menschen halten zu mir, die werden schon das Richtige machen" also Blick zu uns. Allerdings wenn er von anderen angefasst wurde, zuckte er immer wieder zusammen. Er hat nie wieder jemanden gebissen, nur bei sehr unsicheren Personen geschnappt. Wir belehrten die Leute und gestatteten das Anfassen auf eigene Gefahr. Dankbar ließ er sich von anderen streicheln. Ein tätscheln (klopfen auf die Flanke) war erst in seinem letzten Jahr möglich, wir arbeiteten intensiv daran, aber da hatte er Schmerzen, denn erst mit den Schmerzmitteln ging es. (Er hatte ein zertrümmertes und dadurch schief stehenes Becken, was wir erst sehr viel später von einer Naturheilkundlerin erklärt und gezeigt bekamen.)
Er wurde 12 Jahre. Oder auch 15, denn später konsultierte Fachleute gaben andere Einschätzungen, mit passenden Erklärungen.
Langer Rede kurzer Sinn: auch ein Hund ohne gute Ausbildung und/oder schlechte Kinderstube kann ein prima Familienhund werden. Zumindest das kann ich versprechen! Ob er auch zum Hüten gebracht werden kann etc., hab ich keine Erfahrungen, aber ich vermute es mal.
Man braucht allerdings viiiel Geduld, darf sich von ungeduldigen Zeitgenossen nicht die Freude am und die Liebe zum Tier verderben lassen. Über die ständige positive Erfahrung kriegt man es in den Griff. Wir haben ihn nie geschlagen, mit Kette beworfen oder mit diversen Erziehungshalsbändern gearbeitet, wie uns empfohlen wurde.
Nur mit 1. Liebe, 2. Konsequenz und 3. Geduld. Genau in dieser Reihenfolge.
Bilder dazu finden sich auf meiner homepage unter Zwei-Hunde-Hof.
Lord begleitete uns 5 schöne Jahre lang.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Martina« (4. Februar 2010, 11:20)