Das hört sich nach einem ausgewachsenen Dominanzproblem an. Nur nein sagen reicht da schon lange nicht mehr aus. Der Hund braucht klare Regeln.
Zunächst muss er den Grundgehorsam lernen. Einfach Kommandos wie "Sitz", "Platz", "Fuß" und "Hier". Diese Kommandos müssen mit absoluter Konsequenz (!!!!!!!!!) immer und überall gegeben werden können, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, dass der Hund sie SOFORT (nur ein Kommando, dann durchsetzen) und überall (Wohnung und draußen) ausführt. Die Kommandos gelten so lange, bis sie mit einem anderen Kommando oder einem "Frei" oder "Lauf" aufgehoben werden. JEDER aus der Familie muss dabei mit dem Hund arbeiten, und bei jedem muss der Hund diese Kommandos sofort und schnell und korrekt (also kein Platz durchgehen lassen, wenn sitz gesagt wurde) ausführen.
Sobald das funktioniert, muss dem Hund in der Wohnung ein Platz zugewiesen werden, am besten mit einer Möglichkeit, ihn auch anzubinden (Heizung, Ring in der Wand) oder ihn einzusperren (Box).
An diesem Platz lernt der Hund zu verharren, komme was da wolle. Das geschieht am einfachsten mit dem Platz-Kommando, denn ein "Bleib", bei dem der Hund seine Position an Ort und Stelle beliebig verändern kann, weicht das häufig wieder auf. Wenn man das nicht konsequent kontrollieren und korrigieren kann, wird der Hund halt dort ohne Kommando eingesperrt bzw. angebunden.
Du schickst den Hund dann in den voraussehbaren Problem-Situationen auf seinen Platz, den er unter GAR KEINEN Umständen verlassen darf. Das wird wenn nötig, auch mit körperlicher Einwirkung durchgesetzt.
Sollte der Hund bei solchen Einwirkungen anfangen, zu beißen, dann zieh ihm nen Maulkorb auf! Nichts ist schlimmer, als eingeschüchterte Hundehalter, die vom Hund schickaniert werden, der gemerkt hat, dass man mit gezieltem Zwicken alles erreicht!
Die Beißerei bekommst Du auch nur mit absoluter Konsequenz weg. Aversiver Reiz ist dabei durchaus ein Thema. Zum Beispiel, sobald der Hund - auch wenn Du meinst, es wäre spielerisch - das ist es in dem Alter nämlich nicht mehr!!! - beißt, steck ihm die Hand tief in den Hals oder drücke ihm die Zunge feste runter, bis er anfängt, die Hand auszuspucken. Das ein paar mal am Tag gemacht wird ihm das beißen in die Hände schon vergällen.
Sollte er wirklich mal bös werden und drohbeißen, dann hilft meiner Meinung nach nur die harte Tour. Packen, Schnauze feste zuhalten, auch mit eingeklemmten Lefzen (Hund darf dabei durchaus auch schreien!), und runterdrücken auf den Boden, bis er aufgibt. Beschwichtigungssignale anschließend nach dem loslassen so arrogant wie möglich ignorieren. Sollte er es auf einen Kampf ankommen lassen, sei drauf gefasst, dann gibts keine Gnade. Die gibts im Hunderudel in solchen Rangkämpfen auch nicht.
Entziehe dem Hund grundsätzlich alle Ressourcen, die er meint bewachen zu müssen - Spielzeug (nie rumliegen lassen, nur geben, wenn Du mit ihm spielen willst, dann wieder wegnehmen). Sofa und andere schöne Liegestellen - sind tabu, die gehören Dir!, Futter - nur das hinstellen, was er sofort frisst, nichts rumstehen lassen! Ideal wäre es, wenn der Hund ausschließlich aus der Hand gefüttert würde und gar nichts mehr aus dem Napf bekommt, damit er merkt, wer der Chef über die Ressourcen ist und dass er von den Menschen abhängig ist. Futter aus der Hand gibt es nur noch für Dinge, die er auf Kommando ausführt. Wenn er nicht gehorcht, geht er halt auch mal hungrig ins Bett.
Das davorstellen und dazwischendrängen ist eine ziemlich arrogante Angewohnheit des Hundes, die ihm nicht zusteht. Er hat sich nicht vor Menschen zu stellen und diese von anderen abzuschirmen. Im Gegenteil. Lass ihm die Leine in der Wohnung dran und wenn die Situation wieder da ist, dann wird der Hund entweder auf seinen Platz geschickt oder mit der Leine rigoros HINTER die entsprechende Person gezogen.
Wenn er mich nicht ins Zimmer lassen würde - das könnte er einmal versuchen. Macht er gewiss nicht ein zweites mal. Da würde ich handgreiflich sehr schnell klären, WEM die Wohnung gehört. Er würde zunächst aus dem betreffenden Zimmer hochkantig rausfliegen und ein Betretungsverbot bekommen - gilt auch für Sofas etc., die er beansprucht. Der darf dann hinterher froh sein, dass ich ihm erlaube, die Luft in meiner Wohnung zu atmen.
Bei aller Liebe zum Hund, und ich weiß auch, dass ich von jetzt an vielleicht auf der schwarzen Liste der Animallearnwattebauschfraktion stehe - schaut Euch mal die Aktionen an, die in einem Hunderudel laufen. Wer die Regeln nicht einhält, dazu gehört die uneingeschränkte !!! Anerkennung der höherrangigen Tiere, der kriegt unmissverständlich Dresche. Regeln werden konsequent überwacht, und Verstöße nach entsprechender Warnung körperlich geahndet.
Du sollst Deinen Hund deswegen nicht prügeln, aber wenn mich ein Hund beißt, dann "beiße" ich zurück. Und ich bin stärker. Das weiß er dann hinterher.
Bei all solchen Situationen achte immer darauf, dass Du nichts im Zorn machst, sondern immer sachlich, schnell und ohne Kompromisse. Für Lob und Strafe hast du gerade mal 2 Sekunden Zeit, sonst weiß der Hund nicht mehr wofür!
Wenn die Familienrudelhierarchie geklärt ist und der Hund endlich seinen Platz zugewiesen bekommt, wirst Du merken, wie ruhig und entspannt der Hund endlich wird. Denn jetzt hat er das Gefühl, dass ihr alle unfähig seid, das Rudel zu führen. Er ist maßlos überfordert mit dieser Aufgabe, aber er denkt, dass ihm leider nichts anderes übrig bleibt, als diesen Posten zu übernehmen. Das bedeutet für Deinen Hund absoluten Dauerstress und er ist mit dieser Situation ganz gewiss nicht glücklich, aber er versucht jetzt, SEINE neue Hierarchie zu etablieren bzw. meint, die Regeln bereits aufgestellt zu haben und fängt jetzt an, diese konsequent durchzusetzen. Aus Hundesicht das einzig sinnvolle. Aber eine Nummer zu groß für ihn. Also, klärt das JETZT, denn noch ist er in der Pubertät und wird das akzeptieren. Wenn er erst mal erwachsen ist, lässt er nicht mehr so einfach mit sich diskutieren...
Ich würde Dir einen Hundetrainer empfehlen, der sich mit solchen Dominanzproblemen auskennt und ins Haus kommt. Die Arbeit und die Konsequenz liegt allerdings bei allen Familienmitgliedern. Wenn das nicht stimmt, wird das nichts und es landet irgendwann wieder ein unglücklicher überforderter Junghund mit 18 Monaten im Tierheim, weil er jemanden aus der Familie krankenhausreif gebissen hat!
Viel Erfolg!
Daniela