Auch in unseren Tierheimen sitzen AH`s, Grund der Abgabe: "Halterüberforderung".
Kann ich gut nachvollziehen, nach meinen Erfahrungen mit Betty, dabei bin ich Hundetrainerin, Hunde vieler verschiedener Rasssen, begleiteten mich schon durch mein bisheriges 50-jähriges Leben.
Betty kam als Welpe mit 8 Wochen zu uns, ganz bewußt angeschafft und ausgesucht.
Sie zeigte bereits in diesem Alter ausgeprägten "Verfolgungstrieb", Allem, was sich schnell bewegte, rannte sie hinterher und versuchte festzuhalten. Nach monatelangem, fast täglichem Training schaffte sie es, Fahrradfahrer, Jogger, Autos, ballspielende Kinder und die Waden vor uns gehender Fußgänger

zu ignorieren.
Um den Jagd/Hütetrieb später besser kontrollieren zu können, besuchte ich mit ihr mehrfach verschiedene Wildgehege bis zur 16. Lebenswoche (damit machen Jäger, ihre Jagdhunde für Niederwild "rehfest").
Alleine bleiben fiel ihr lange schwer, bei meinen ersten Versuchen rannte sie pinkelnd vor Angst durchs ganze Haus. Meinen Job als Tierarzthelferin musste ich kündigen, da Betty im ersten Jahr nicht länger als 2-3 Stunden alleine bleiben konnte - dann "spielte" sie mit allen erreichbaren Einrichtungsgegenständen, zum Hundesitter wollte sie nicht, sie pieselte, sobald sie wußte, wo´s hingeht.
Beim Trainiing zeigt sie eine sehr schnelle Auffassungsgabe, ich trainiere Agility, Tricks, Dogdance und Mantrailing, nicht jeden Tag, nicht alles auf einmal, von jedem ein bischen. Wird Betty im Training überfordert, wird sie laut und ich breche immer mit einer gelungenen, gegebenenfalls einfacheren Übung ab.
Im Alter von 14 Monaten besuchten wir unser erstes Hüteseminar, mit 18 Monaten lief sie eine sehr schöne Begleithundeprüfung, gelegentliche Dogdance-Auftritte meistert sie souverän.
Entspannte Spaziergänge auf "Hundewiesen" sind nicht möglich, jeder sich "schlecht benehmende" Hund (fixiert oder geht nicht gleich, wenn Frauchen/Herrchen ruft) wird von Betty gemaßregelt und es laufen viele davon ´rum. "Hundefreundschaften" schafft man sich somit keine, ich bevorzuge sowieso einsame Spaziergänge, da Betty auch gut ausgeprägten Schutztrieb zeigt

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Zu jeder Zeit konnte ich Betty aus jeder Situation sofort abrufen (haben wir auch fleißig trainiert), problematisch war es trotzdem, sie hier (wir wohnen am Stadtrand) frei laufen zu lassen, aufgrund ihrer schnellen Reaktionen. Langsam ging gar nicht, in 5 Sekunden war sie freilaufend an der nächsten Ecke und in Bruchteilen davon um die Ecke, wenn sie Interessantes - andere Hunde/Menschen enteckt hatte.
Mit 18 Monaten begann ich regelmäßig 1 - 2 x wöchentlich bei einem Wanderschäfer mit ihr zu hüten.
Nach einigen Wochen wurde sie deutlich ruhiger, mittlerweile gibt es keine "Blitzstarts" mehr.
Auch wenn es mehrere Tage kein Training oder "Bespaßung" gibt, Betty ist im Haus ruhig und ausgeglichen, beim Training immer mit Eifer, Fleiß und viel Freude dabei, sie bemüht sich mir zu gefallen, ist immer "auf Empfang", immer fröhlich, oft lustig und oft laut, mein absoluter Traumhund.
Gehe ich nach dem Hüten beim Wanderschäfer zu meinem Auto, krabbelt Betty unter´s Auto des Schäfers und ich muss sie mehrmals auffordern mit mir zu kommen.
Der Hund kann sich´s nicht aussuchen - zu wem er kommt, darum sollte mensch sich gut überlegen, wen er sich für 15 Jahre ins Haus holt. Und gegebenenfalls viel Zeit, Opferbereitschaft und Liebe mitbringen.
VG Heidi