Top10-Fragen zu Altdeutschen Hütehunden

ein Beitrag von Susanne Zander, Schriftführerin des Bundesverbandes und 1. Vorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen

Liebe Besucher, 

seit vielen Jahren engagiere ich mich nun für die Altdeutschen Hütehunde und die AAH.
Die Zusammenarbeit mit den Aktiven in der Arbeitsgemeinschaft zeichnet sich für mich dadurch aus, dass auch recht unterschiedliche Meinungen vertreten und toleriert werden können, solange dadurch das gemeinsame Ziel, die Zucht und Erhaltung der Altdeutschen Hütehunde, nicht behindert wird. Nur durch diese Offenheit und Flexibilität war es der AAH möglich, so viele Schäfer mit ihren Hunden dauerhaft für die Arbeit der AAH zu gewinnen.

Diese Liste der „TOP TEN” ist eine Sammlung von Fragen, die regelmäßig seit Jahren an mich in meiner Funktion als Schriftführerin der AAH heran getragen werden. Die Antworten, die hier zu lesen sind, sind vielleicht nicht in jeder Einzelheit die Antworten „DER AAH”, aber Stimmen aus den Vorständen der Landesgruppen, die von mir zusammengetragen und zu – hoffentlich hilfreichen – Antworten zusammengefasst wurden.

 Viel Spaß beim Lesen wünscht S. Zander!

Warum spricht man bei den Altdeutschen von Schlägen und nicht von  einer Rasse? Und was sagt mir die Bezeichnung Harzer Fuchs, Westerwälder  Kuhhund oder Siegerländer Hütehund?

Die Bezeichnung Altdeutscher Hütehund ist ein Oberbegriff, unter dem die Schläge „Mitteldeutsche Füchse, Schwarze und Gelbbacken” (früher Ostdeutsche), „Tiger”, „Süddeutsche Schwarze”, „Strobel” und „Schafpudel” zusammengefasst werden.

Die einzelnen Schläge der Altdeutschen kommen damit der Bezeichnung Rasse am nächsten, wie man sie im Allgemeinen versteht. Nun ist der Begriff „Rasse” eng verknüpft mit den durch die VDH und FCI anerkannten Hunderassen, keiner der Schläge der Altdeutschen hat eine Anerkennung durch einen dieser Dachverbände. Um keine Verwirrung aufkommen zu lassen, bleibt die AAH bei der Bezeichnung „Schlag”.

Harzer, Westerwälder und Siegerländer sind Kuhhunde, die während des Zeitalters der Hudewirtschaft entstanden sind. Sie wurden dazu verwendet, die Kühe von den Höfen eines Dorfes zur gemeinsamen Weide abzuholen, zu beaufsichtigen und zu verteidigen und abends wieder sicher in den Stall zu geleiten.

Vom Äußeren unterschied sich z.B. der Harzer Fuchs im Vergleich zum Ostdeutschen Fuchs durch den etwas kürzeren kräftigen Körperbau, ein runderen Kopf mit kleineren dreieckigen Ohren. Er trug eine buschige, in Erregung auch über den Rücken gerollte Rute und sein dunkel rot-braunes Fell war häufig schwarz durchzogen.

Am Körperbau der Harzer Füchse ist vereinzelt noch heute deutlich die Abstammung von den alten Hütespitzen zu erkennen, während die mitteldeutschen (ostdeutschen) Schläge hochbeiniger und schlanker sind und in verschiedenen Farben (Fuchs, Gelbbacke, Schwarze) gezogen werden.

Um den Erhalt der Westerwälder hatte sich zu Lebzeiten insbesondere Kurt Stahl aus Hessen bemüht, seine Arbeit wird nun von Christian Eisentraut fortgesetzt. Eine ausführliche Beschreibung der Westerwälder und aktuelles Bildmaterial ist zu finden unter www.kuhhunde-hirtenwesen.de.

S. Zander, 2018-02-24 21:38:47

Die AAH hat sich 1987 gegründet als eine Gemeinschaft von Schäfern, die mit Sorge das Verschwinden der klassischen deutschen Hütehunde an ihren Herden beobachteten. Das Ziel war und ist, durch einen besseren Kontakt untereinander, die Meldung von Zuchthunden und Würfen und durch regelmäßige Treffen und Hüteveranstaltungen und die Schulung von Zuchtwarten einen Austausch von Hunden zu ermöglichen und eine gemeinsame gesunde Zuchtbasis zu schaffen. Es ging und geht darum, ohne große Einschränkungen und Reglements den bisherigen Bestand von Altdeutschen in allen Varianten zu erhalten. Qualität und Arbeitseigenschaften der Altdeutschen Hütehunde sollten und sollen nicht durch das Einkreuzen anderer Rassen von Hütehunden verwässert und gefährdet werden.

Was unbedingt vermieden werden sollte und soll, ist eine Reglementierung im Bezug auf äußere Merkmale, um zu verhindern, dass gute Arbeitshunde vielleicht nicht mehr zur Zucht zugelassen werden, weil sie dem Größenstandard nicht entsprechen, die Zeichnung nicht stimmt oder die Rute zu kurz ist.
Die Mitglieder der AAH engagieren sich seit 20 Jahren für die Erhaltung der Schläge der Altdeutschen Hütehunde und sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Im Rahmen der Möglichkeiten der Mitglieder wurde die Zucht der verschiedenen Schläge in allen Teilen Deutschlands gefördert und die Hunde sind ebenso gesund und eifrig wie vor 20 Jahren. Und dies ist das Ziel, das die Mitglieder der AAH über die Jahre und die Ländergrenzen hinweg vereint hat und auch noch heute eint.
Die AAH hat in Maßen durchaus Interesse daran, die Schläge der Altdeutschen über den Berufsstand der Schäfer hinaus in der Gesellschaft zu verbreiten. Altdeutsche Hütehunde in Privathand stellen eine wichtige genetische Reserve für die zukünftige Zucht dar und bewähren sich seit Jahren in ganz unterschiedlichen Sparten des Gebrauchshundewesens. Eine Aufteilung der Schläge in Arbeits- und Familienlinien wie bei anderen Gebrauchshundrassen bereits praktiziert, würde der Arbeit der AAH aber keine Vorteile bringen. Die Beobachtung der Entwicklungen bei allen anderen Hütehundrassen zeigen, dass mit der Anerkennung durch VDH oder FCI und der Aufspaltung in Familien- und Arbeitslinien ein Verlust von Arbeitseigenschaften und Gesundheit einhergehen.

S. Zander, 2018-02-24 21:40:47

Ich habe einen Hund unbekannter Herkunft aus dem Tierheim bei mir aufgenommen. Nach den Fotos auf ihrer Homepage könnte das auch ein  echter Altdeutscher Hütehund sein. Kann man das jetzt noch irgendwie  feststellen?

Altdeutsche Hütehunde, die von Züchtern der AAH gezogen wurden, werden tätowiert oder gechipt, so dass eine eindeutige Zuordnung leicht möglich ist.

Kreuzungen von Vertretern anderer Hütehundrassen wie Deutscher Schäferhund, Schweizer Schäferhund, Belgische Schäferhunde, Australian Shepherds, Border Collies, usw. sehen den verschiedenen Schlägen der Altdeutschen oft sehr ähnlich, denn es handelt sich ja um Hunde aus dem selben Beschäftigungskreis. Daher kann man einen solchen Hund landläufig als Altdeutschen Hütehund bezeichnen oder nicht – das Gegenteil ist durch bloßes Ansehen oft nicht zu beweisen. Für die AAH gilt daher wie bei jedem anderen Rassehundverein für Hunde unbekannter Herkunft: Es ist nur das ein Altdeutscher Hütehund, der gemeinsam mit seinen Vorfahren im Zuchtbuch der AAH erfasst und gekennzeichnet wurde.

S. Zander, 2018-02-24 21:41:49

Ich habe mir bei einem Schäfer einen Hund geholt, der mir als Hütehund-Mix verkauft wurde. Der sieht aber genauso aus wie einer der Hunde auf dem Foto ihrer Homepage. Habe ich vielleicht doch einen echten Altdeutschen Hütehund?

Für die AAH gilt: Unter Altdeutschen Hütehunden verstehen wir die Hunde, die seit Generationen bei den Hüteschäfern leben und nach deren Kriterien gezogen wurden. Es sind Hunde, die in der täglichen Hütearbeit ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Dazu sollen diese Hunde über Generationen der Beschreibung einer der von der AAH betreuten Schläge entsprechen. Versuchsweise Einkreuzungen in der unmittelbaren Vergangenheit von Vertretern anderer Hütehundrassen wie Deutscher Schäferhund, Schweizer Schäferhund, Belgische Schäferhunde, Australian Shepherds, Border Collies, Kelpies usw. werden abgelehnt.
So könnte es also sein, dass sie einen im Sinne der AAH „echten” Altdeutschen Hütehund von einem Schäfer gekauft haben. Aber es ist ebenso möglich und wahrscheinlich, dass dieser Hund fremdes Hütehundblut in sich trägt, da der Schäfer seinen Hund als „Mix” abgegeben hat. Das fremde Blut zeigt sich vielleicht nicht im Äußeren der ersten Generation, aber vermutlich im Wesen und sicher im Aussehen der Nachkommen der nächsten Generationen.
Daher lautet die Antwort: Nein, sie haben keinen Altdeutschen Hütehund.

S. Zander, 2018-02-24 21:42:41

Kann mein Altdeutscher Hütehund auch noch nachträglich in das  Zuchtbuch der AAH aufgenommen werden und Papiere bekommen? Was ist der  Unterschied zwischen Ahnentafeln und Registrierpapieren?

Bei der Gründung neuer Landesgruppen der AAH werden die Hunde der neu beitretenden Schäfer in das Zuchtbuch aufgenommen, da sich diese Schäfer nun innerhalb der AAH aktiv dem Erhalt des Kulturgutes Altdeutscher Hütehund widmen wollen. Die Mitglieder der AAH gehen dabei davon aus, dass sich diese neuen Mitglieder ihrer Verantwortung gegenüber den Zielen der AAH bewusst sind und diese nicht in böser Absicht unterwandern wollen. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass diese Schäfer in der Regel die Vorfahren ihrer Hunde über Generationen nachvollziehen können und so einen wichtigen Beitrag zur Zuchtarbeit leisten.


Manche Schäfer, die Mitgliedern der AAH gut bekannt sind, züchten erstklassige Altdeutsche Hütehunde, ohne sich der Arbeit der AAH anschließen zu wollen. Wenn nun Mitglieder der AAH in den Besitz eines solchen Hundes kommen, wo sowohl Herkunft als auch Abstammung genau nach zu verfolgen sind, kann ein solcher Hund mit Ablegen der Zuchttauglichkeitsprüfung bei einem unserer Zuchtwarte nachträglich die Aufnahme in das Zuchtbuch beantragen und erhält dann Registrierpapiere.


Ahnentafeln erhalten die Nachkommen von Hunden, die mit eindeutiger Kennzeichnung im Zuchtbuch der AAH geführt werden, die die Zuchttauglichkeitsprüfung bestanden haben und deren Verpaarung mit dem Zuchtwart einer Landesgruppe abgestimmt wurde.

S. Zander, 2018-02-24 21:43:54

Welche Voraussetzungen muss mein Hund für eine Zuchtzulassung erfüllen?

Die Voraussetzungen der Zuchtzulassung sind in den Verordnungen der Satzung der Landesgruppen geregelt, da es bei der Durchführung der Zuchttauglichkeitsprüfung an der Herde je nach regionalen Gegebenheiten, Unterschiede zwischen den Landesgruppen gibt.

Generell teilt sich die Zuchtzulassung in eine Gesundheitsprüfung und die Prüfung an der Herde:

Gesundheitsprüfung: Der Hund sollte mindestens 12, besser 18 Monate alt sein. Er muss gesund sein, Mängel an Gebäude oder Gebiss, Einhodigkeit, schlechte gesundheitliche Verfassung oder ein übertrieben aggressives oder scheues Wesen führen zum sofortigen Abbruch der Prüfung.
Die AAH legt Wert darauf, dass möglichst viele der Altdeutschen auf HD untersucht werden. Wenn das Ergebnis einer solchen Untersuchung vorliegt, soll der Prüfungsleiter davon unterrichtet werden.

Prüfung an der Herde: Bei der Prüfung an der Herde soll der Hund seine Hüteeigenschaften demonstrieren. Einige Landesverbände führen zu diesem Zweck Übungshüten durch, in deren Verlauf der Hund eine Herde über einen vorgegebenen Parcours bewegen muss.
Bei anderen Landesverbänden wird der Hund im Verlauf der täglichen Hütearbeit eines Schäfers geprüft. Während dieses Tages soll sich der Hund frei an der Herde bewegen. Er soll durch die Kommandos des Halters/Schäfers gut zu kontrollieren sein. Er muss reges Interesse am Vieh, Fleiß, Ausdauer und selbstständige Arbeit zeigen. Er soll das Kommando „Furche” beherrschen und die Herde kontrollieren, ohne sie beim Fressen zu stören. Der Hund soll die Befehle „Steh” und „Komm” kennen und zügig befolgen. Der Hund muss einen schadlosen Griff in Nacken, Keule oder Rippe entweder situationsbedingt oder nach Aufforderung durch den Halter/Schäfer zeigen.

S. Zander, 2018-02-24 21:47:03

Die Hündin sollte nicht zu jung sein, um Gesundheit und Wesen richtig beurteilen zu können. Die Hündin sollte auf HD geröntgt und der Befund beim TG-Verlag zur Beurteilung eingereicht worden sein (Befund HQ = oder >94).

Die Hündin muss bei einem Zuchtwart oder bei einem vom Zuchtwart anerkannten Schäfer die Zuchttauglichkeitsprüfung abgelegt haben.

Jede Zuchtabsicht muss mit dem Zuchtwart der Landesgruppe abgesprochen werden, um den übermäßigen Einsatz einzelner Rüden oder Hündinnen zu vermeiden, da sich genetisch bedingte negative Eigenschaften der Hunde oft erst nach mehreren Jahren in der Nachkommenschaft bemerkbar machen.

Alle Regeln die Zucht betreffend sind in den entsprechenden Verordnungen der Satzung der Landesverbände geregelt. Die Regeln der Verordnung sind zu befolgen.

S. Zander, 2018-02-24 21:48:21

Die Ergebnisse der vorliegenden HD-Untersuchungen zeigen, dass es auch unter den Altdeutschen bereits Tiere mit angeborener HD gibt. Umso wichtiger ist die Verantwortung der Züchter, wirklich nur einwandfreie, HD-geprüfte Hunde zur Zucht zu verwenden.

Es ist bekannt, dass es auch unter den Altdeutschen Hütehunden Tiere mit Allergien oder Stoffwechselstörungen gibt, wie bei jedem Lebewesen kommen Krankheiten vor.
Auch Tumorerkrankungen kommen bei jungen und älteren Tieren vor. Von einer Häufung bestimmter Erkrankungen ist jedoch bislang nichts bekannt.

Altdeutsche Hütehunde sind langlebig und bis ins hohe Alter agil und lernfreudig. Es ist mit einer Lebenserwartung von 13–15 Jahren zu rechnen.

S. Zander, 2018-02-24 21:49:27

Wo bekomme ich einen echten Altdeutschen Hütehund her und wer berät  mich bei der Auswahl der Zuchtstätte? Was kostet ein Altdeutscher  Hütehund?

Die Vermittlung von Welpen wird über die Zuchtwarte der einzelnen Landesverbände organisiert. Dort werden Wurfplanungen gemeldet, so dass Interessenten (Schäfer, Schafhalter und Private) gezielt weiter vermittelt werden können. Wenn man sich bereits im Vorfeld ein Bild von verschiedenen Schlägen, Linien oder Arbeitseigenschaften machen möchte, besucht man am Besten eines der regelmäßig stattfindenden Leistungshüten. Termine werden auf unserer Homepage bekannt gegeben oder können bei den Landesschafzuchtverbänden erfragt werden.

Der Preis für einen Altdeutschen Hütehund variiert, da in der AAH den Züchtern keine Vorschriften diesbezüglich gemacht werden. Schäfer geben Welpen an andere Schäfer in der Regel zum Selbstkostenpreis ab. Die Obergrenze für einen Welpen in private Hände bewegt sich bei ca. 800 €.

S. Zander, 2018-02-24 21:50:19

Kann man Altdeutsche problemlos auch als Familien- und Kinderhunde  halten? Gibt es Besonderheiten bei den Altdeutschen Hütehunden, die ich  bei der Ausbildung im Auge behalten sollte?

In Artikeln zum Thema "Altdeutsche Hütehunde" in gängigen Hundezeitschriften ist immer wieder zu lesen, wie gut sich z.B. "Harzer Füchse" als Familienhunde eignen. Meist werden in diesen Artikeln auch die Kleintierverträglichkeit und die Eignung als nimmer spielmüder Gefährte für Kinder gepriesen. Diese Einschätzung ist nur bedingt zu vertreten.


Altdeutsche Hütehunde sind intelligente, selbstbewusste Hunde, die über viele Generationen für selbstständige Arbeit an der Herde gezüchtet wurden. Die Hunde sind temperamentvoll, fleißig, genügsam und anpassungsfähig. Sie müssen mutig und unempfindlich sein, um sich wieder und wieder Schaf- und Ziegenbock entgegen zu stellen, aber auch sensibel genug, auf einen Wink des Schäfers aus der Ferne die Herde zu kippen oder aus der angrenzenden Frucht zu vertreiben. Der Hütetrieb ist so stark ausgeprägt, dass der Hund trotz körperlicher Erschöpfung nach einem langen Hütetag die Herde abends noch sicher zurück in den Pferch geleitet. Altdeutsche Hütehunde sollen bei störrischem Vieh durch einen schnellen, möglichst schadlosen Griff Respekt verschaffen.

Regelmäßig, wenn auch in eher geringer Zahl werden heute Welpen Altdeutscher Hütehunde aller Schläge von Schäfern und Schafhaltern aber auch von privaten Züchtern in Haushalte ohne Schafe abgegeben. Früher wurden vor allem ältere Hunde abgegeben, die auf Grund mangelnden Hütetriebes nicht für die Arbeit an der Herde taugten, heute gibt es eine konstante Zahl von privaten Haltern, deren Altdeutsche in der Zuchttauglichkeitsprüfung ihre Eignung als Hütehunde unter Beweis gestellt haben, die aber ein erfülltes Leben abseits der Herde führen.
Doch sowohl für den Welpen aus Schäferhand wie auch die Welpen eines privaten Züchters gilt: das Jahrhunderte alte Erbe der Hütehunde ist in allen Welpen gleichermaßen präsent und für die Verhaltensweisen mit oder ohne Herde prägend.

Für den Neubesitzer eines Altdeutschen ist bei der Erziehung wichtig zu bedenken, dass die Generation von Eltern oder Großeltern ihres Hundes noch reine Hütehunde waren. Man darf von einem Altdeutschen nicht den „will to please” eines Golden Retrievers erwarten oder die Bereitschaft eines Deutschen Schäferhundes, den Befehl seines Hundeführers von den Augen abzulesen und sich bereits nach einmaliger Korrektur verlässlich dem Willen seines Familienrudels unter zu ordnen.
Altdeutsche Hütehunde brauchen erfahrene Hundeführer, die die Besonderheiten ihrer Hunde zu schätzen wissen. Die Aufmerksamkeit von Hütehunden ist in die Ferne gerichtet, alles was sich dort bewegt, ist von großem Interesse. Sie haben eine ausgeprägte Jagdleidenschaft, die früh durch konsequente Erziehung in lenkbare Bahnen dirigiert werden muss. Der Blick zum Herrn muss trainiert werden über viel positive Motivation. Schnelles, konsequentes Eingreifen ist bereits im Welpenalter erforderlich, denn schon früh bricht die Selbstständigkeit durch und Befehle des Hundeführers werden einfach ignoriert – und das wieder und wieder und wieder.
Altdeutsche Hütehunde sind sehr verspielt, neigen aber auch zu „Fanatismus”, z.B. "Ballverrücktheit" oder "Stöckchenmanie", die einmal antrainiert, einen normalen Spaziergang nahezu unmöglich machen kann.
Altdeutsche brauchen feste Strukturen und Regeln, die konsequent durchgesetzt werden und sie brauchen eine frühe Erziehung zu Ruhe und Entspannung. Es sind Hunde, die auf den kleinsten Wink sofort zu jeder Unternehmung bereit sind, was aber nicht heißt, dass sie ständig beschäftigt werden müssen. Je mehr man gibt, desto mehr fordern sie.
Ein Altdeutscher, der nie gelernt hat, Ruhe zu geben, wird zu lästigem Triebverhalten neigen. Bellen, Kratzen, Jagen, Buddeln, Pfotenlecken, Decken zerlegen, die Palette ist groß.

Im Haushalt mit Kindern muss der Hund früh lernen, dass er Kinder nicht als Spielgeräte oder Schafersatz betrachtet. Altdeutsche neigen dazu, bei rennenden Kindern einen schnellen Griff zu setzen wie bei flüchtenden Schafen. Das ist für Kinder schmerzhaft und gefährlich, auch hier muss früh mit umsichtiger Erziehung vorgebeugt werden. Mit dem Hund sind jegliche Rennspiele tabu, bis der Hund verlässlich gelernt hat, seinen Trieb unter Kontrolle zu halten.
Altdeutsche sind nur in den seltensten Fällen die Hunde, die problemlos „einfach so mitlaufen”. Wer nur einen unkomplizierten Kumpel für Haus, Hof und Familie möchte, sollte sich bei den gängigen Hunderassen umschauen.
Wer aber einen anspruchsvollen Hund möchte, der den Menschen als Hundeführer fordert, wer einen Hund möchte, der durch großem Trieb und schnelle Auffassungsgabe begeistert, der über Jahre leistungsfähig und leicht motivierbar ist und durch Kraft und Temperament besticht, wird an einem Altdeutschen Hütehund seine helle Freude haben.
"Drum prüfe, wer sich lange bindet…"


S. Zander, 2018-02-24 21:51:10